Beruf der Galerie

Sammlungen

Die Sammlungen der Westböhmischen Galerie Pilsen gehören zu den bedeutenden Kunstbeständen in der Tschechischen Republik. Sie zählen an die 10 000 Werke der Grafik, Malerei und Bildhauerei, zu denen im Jahr 2009 noch eine Architektursammlung kam, die zeichnerische und fotografische Dokumentationen und Modelle von Bauwerken umfasst. Schwerpunkt der Sammlung ist die tschechische Kunst des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Zeichnung und die Malerei des 19. Jahrhunderts und die Kunst der Jahrhundertwende sind vertreten beispielsweise durch die Namen Karel Purkyně, Antonín Chitussi, Mikoláš Aleš, Josef Mánes, Jan Preisler oder Antonín Slavíček. Die Kunst der Moderne der Vorkriegszeit wird repräsentiert durch eine Kubismus-Sammlung von außerordentlich hoher Qualität (Josef Čapek, Emil Filla, Otto Gutfreund, Bohumil Kubišta, Václav Špála), die Kunst der Zwischenkriegs- und der Nachkriegszeit ist vertreten durch die Namen Jan Zrzavý, Josef Šíma, Jindřich Štyrský, Toyen, František Hudeček oder František Tichý. In hoher Qualität ist auch die tschechische Kunst der 1960er Jahre vertreten (Jiří John, Adriena Šimotová, Josef Istler, Jan Koblasa, Jiří Kolář, Mikuláš Medek, Zbyněk Sekal u. a.). Auch die zahlenmäßig bescheidenere Sammlung alter Kunst, in der sich Werke der Malerei und Plastik des Mittelalters, der Renaissance und des Barock befinden, enthält Werke von großer Bedeutung, zum Beispiel die Madonna von Dýšina aus dem Umkreis des Meisters der Madonna von Michle aus der Zeit um das Jahr 1340, die Votivtafel des Kašpar Kašpárek des Meisters I. W. aus dem stilistischen Umkreis von Lucas Cranach d. Ä. aus dem Jahr 1538, oder die Statuengruppe Mariä Verkündigung von Matthias Bernhard Braun aus den Jahren 1720–1725. Neben diesen Werken tschechischer Kunst von gesamtnationaler Bedeutung gibt es auch eine bedeutende Sammlung regionaler Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, die neben Arbeiten von Augustin Němejc und den Brüdern Špillar auch das Schaffen der Mitglieder der Vereinigung westböhmischer bildender Künstler in Pilsen (von Josef Hodek, František Koliha, Bohumil Krs, Josef Tetínek, dem Bildhauer Otokar Walter oder dem Architekten Leo Meisl) aus der Zwischenkriegszeit und der Zeit des Zweiten Weltkriegs repräsentiert. Gegenwärtig befindet sich der Bau eines neuen Gebäudes für die ständige Ausstellung der Sammlungen der Westböhmischen Galerie in Pilsen in dem U Zvonu genannten Bereich im Zentrum der Stadt in Vorbereitung.

Akquisitionsprogramm

Das Akquisitionsprogramm der Westböhmischen Galerie in Pilsen richtet sich nach den Kriterien der künstlerischen Qualität und der Bedeutung des betreffenden Werks für die Forschung. Es ist auf den Erwerb sowohl von Werken gerichtet, deren Autoren von gesamtnationaler oder gar internationaler Bedeutung sind, als auch von Werken bedeutender Künstler, die mit Pilsen und der weiteren Region verbunden sind. Seit dem Jahr 2009 ist ein Bestandteil der Akquisitionsstrategie der Westböhmischen Galerie der Aufbau eines Sammlungsbestandes zur Architektur. Im Bereich der Ergänzung und Erweiterung des Sammlungsbestandes arbeitet die Westböhmische Galerie in Pilsen mit einer Ankaufskommission zusammen, die aus angesehenen Fachleuten besteht.

Ausstellungsprogramm

Die Westböhmische Galerie in Pilsen erarbeitet Ausstellungen alter, moderner und gegenwärtiger Kunst. Mit einer durchdachten Dramaturgie, mit attraktivem künstlerischen Material und einem wissenschaftlichen Herangehen bemüht sie sich, den Besuchern ein starkes künstlerisches Erlebnis zu vermitteln, das mit einer tieferen Erkenntnis des künstlerischen Schaffens in seinen Zusammenhängen verbunden ist. Die Ausstellungen sind deshalb mit Textelementen versehen und werden von fachmännisch erarbeiteten Katalogen oder Publikationen begleitet. Das Ausstellungsprogramm umfasst Projekte von europäischer, gesamtstaatlicher und regionaler Bedeutung. Die großen Ausstellungen in dem weißen Raum der Fleischbänke haben ihr Gegenstück in der intimen Atmosphäre des Ausstellungssaals „13“. Seit dem Jahr 2009 gehört zu den regelmäßigen Bestandteilen der Ausstellungsdramaturgie eine Ausstellung zu dem Interdisziplinären Symposium zur Kultur des 19. Jahrhunderts, das alljährlich in Pilsen im Rahmen der Smetana-Tage stattfindet. Ein besonderes Kapitel bildet ein Spezialprogramm eintägiger Ausstellungen eines einzigen Werkes aus den eigenen Sammlungen, dessen Sinn darin besteht, der kulturellen Öffentlichkeit eine gründliche Bekanntschaft mit ausgewählten Werken zu vermitteln, die sonst im Depot verborgen blieben, denn der Galerie fehlen die Ausstellungsräumlichkeiten für eine ständige Exposition ihrer Sammlungen. Diese Ausstellungen unter der Bezeichnung Ein Werk / eine Welt finden immer am ersten Mittwoch eines jeden Monats statt.
Ziel des Ausstellungsprogramms ist es, zur Herausbildung einer kulturellen Identität der Stadt und der Region beizutragen, sich ein sachkundiges Publikum  mit einem kultivierten Geschmack heranzubilden und ein kulturelles Spitzenerlebnis nicht nur den lokalen Besuchern, sondern auch den Touristen aus der ganzen Republik und aus dem Ausland zu vermitteln.

Editionsprogramm

Das Editionsprogramm der Westböhmischen Galerie in Pilsen umfasst Kataloge und Publikationen, die zu den einzelnen Ausstellungen entweder selbstständig oder in Zusammenarbeit mit einem anerkannten Verlag herausgegeben werden. Von grundsätzlicher Bedeutung  für die Editionstätigkeit der Galerie ist ein hohes fachliches und grafisches Niveau der Publikationen. Das Editionsprogramm umfasst Ausstellungskataloge, monografische Publikationen zu einzelnen Künstlern und Bücher, die sich mit weiter gefassten kunstgeschichtlichen Themen befassen. Eine selbständige Editionsreihe bilden die Kataloge der Ausstellungen zu dem Pilsener Interdisziplinären Symposium zur Kultur des 19. Jahrhunderts.

Wissenschftliches Forschungsprogramm

Die Westböhmische Galerie in Pilsen wurde vom Rat für Forschung, Entwicklung und Innovation in den Verhandlungen am 30. September 2011 und am 27. Januar 2012 als wissenschaftliche Forschungsinstitution anerkannt. Die Westböhmische Galerie in Pilsen ist Initiatorin und aktive Teilnehmerin von wissenschaftlichen Forschungsprojekten, darunter auch von Forschungsprojekten, die von der Grant-Agentur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik unterstützt werden. Seit dem Jahr 2009 beteiligt sie sich mit der Erarbeitung einer thematischen Ausstellung und eines Katalogs aktiv an dem Programm des alljährlich stattfindenden Interdisziplinären Symposiums zur Kultur des 19. Jahrhunderts, das durch seine kontinuierliche Arbeit seit dem Jahr 1981 und sein hohes wissenschaftliches Niveau zu den bedeutendsten Projekten dieses Typs in der Tschechischen Republik gehört. Die Westböhmische Galerie in Pilsen ist seit dem Jahr 2009 Mitglied der internationalen College Art Association (CAA). Diese Mitgliedschaft ermöglicht den Kontakt zu dem aktuellen Geschehen in der Welt und den Bezug der führenden weltweiten kunsthistorischen Periodika (The Art Bulletin, Art Journal, CAA News).