Geschichte der Gebäude

Die Westböhmische Galerie Pilsen nutzt für ihre Tätigkeit drei historische Gebäude im Zentrum der Stadt, die Häuser Prager Gasse (Pražská) Nr. 13/83, Nr. 16/86 und Nr. 18/353, die einen wichtigen Bestandteil des denkmalgeschützten Stadtensembles darstellen.

Ausstellungsraum „13“, Prager Gasse Nr. 13/83

Das ursprünglich gotische Haus an der Ecke Prager Gasse / Perlgasse (Perlová) wurde in der Renaissancezeit umgestaltet, einen grundlegenden Umbau erlebte es aber dann in der Zeit des Klassizismus. Aus der ältesten Zeit haben sich eine zweigeschossige Kelleranlage und eine wertvolle spätgotische Bohlendecke erhalten, die mit einem vegetabilen Ornament bemalt ist. Das Eingangsportal und die Gewölbe des sog. Maßhauses (der Eingangshalle) sind ein Zeugnis des Umbaus im Stil der Renaissance vor dem Jahr 1607, als das Objekt angeblich von Jan Dragin, einem Maurer italienischer Herkunft, instandgesetzt wurde. Zum Jahr 1614 wird als Eigentümer des Hauses Antonín (Anton) de Stazio genannt, ein in Pilsen in den Jahren 1602–1631 tätiger Baumeister, der offensichtlich aus der Familie des bedeutenden Baumeisters Giovanni de Stazio (†1595) stammte, eines der ersten Angehörigen der italienischen Kolonie in Pilsen, der das Pilsener Rathaus erbaute. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Objekt um den hinteren Teil des Ostflügels verlängert, zum Ende des Klassizismus im 19. Jahrhundert wurde ein Seiteneingang von der Perlgasse her errichtet und in die ehemalige Durchfahrt wurde ein Treppenhaus eingebaut. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kam es nach den erhaltenen Aufzeichnungen zu Anpassungen des Maßhauses an die Bedürfnisse der dort befindlichen Ladengeschäfte. Diese Nutzung des Erdgeschosses blieb bis zum Beginn der 1980er Jahre erhalten, danach wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit geschlossen.
Im Jahr 1989 wurde die Gesamtsanierung des Gebäudes für Zwecke der Galerie nach einem Projekt des Architekten Jan Soukup begonnen. Die markanten Veränderungen respektierten die wesentlichsten Elemente des Bauwerks, ein rasanter Eingriff veränderte jedoch die Disposition und das Aussehen des Hauses. Es kam zu einer Veränderung der Form des Daches und zum Einbau unverhältnismäßig massiger Dacherker. Durch die Beseitigung der Umbauten des 19. Jahrhundert kam es zu einer Veränderung der Disposition und des Aussehens des Objekts. Der Charakter des Hofes hat durch die Beseitigung der Pawlatschen stark gelitten. Einige wertvolle Elemente wurden jedoch erhalten und restauriert – vor allem die spätgotische bemalte Bohlendecke im Erdgeschoss, die Sonnenuhr an der Hauptfassade, die gotischen Gewände der Fenster und das Renaissanceportal. Im Jahr 1997 wurde das Gebäude der Westböhmischen Galerie in Pilsen zur Nutzung übergeben. Hier wurden der administrative Teil der Institution und die interne Bibliothek untergebracht. Im Erdgeschoss entstanden Ausstellungsräume für kurzfristige Ausstellungen. Der im dritten Geschoss eingerichtete Vortragssaal wird zur Abhaltung kultureller Veranstaltungen genutzt.
Im Jahr 2009 erfolgte eine Umgestaltung der Ausstellungsräumlichkeit und des Vortragssaals nach einem Plan der Architekten Roman Koucký und Šárka Malá. Die bisherigen, für Ausstellungen ziemlich ungeeigneten Räume wurden im Sinne einer konzeptionell klaren, ästhetisch überzeugend zum Ausdruck gebrachten Idee eines intimen Ausstellungsraums verändert. Der Vortragssaal wurde zu einem modernen, hellen Raum bereinigt und vereinfacht und verlor so seinen bisherigen pseudohistorisierenden Charakter.

Gebäude Prager Gasse Nr. 16/86 (Haus Zu den Kibitz [Dům U Kibitzů])

Das im Kern gotische zweigeschossige Haus mit zwei trapezförmigen Giebeln befand sich an einer wichtigen Verkehrsverbindung beim einstigen Prager Tor, direkt an der ursprünglichen Stadtbefestigung. Seine heutige Gestalt ist das Ergebnis von Umbauten in der Zeit der Renaissance und des Barock und später in der Zeit des Klassizismus. Aus der gotischen Zeit hat sich das Kellergeschoss erhalten, ein Teil der Umfassungsmauern und der Torso eines profilierten Gewändes des Portals in der Stirnwand. Nach Instandsetzungen der Renaissancezeit änderte sich seine Gestalt durch einen barocken Umbau. Auf das Jahr 1720 ist das Eingangsportal datiert, in dessen Zwickeln sich die Reliefs zweier Löwen befinden, die ein Beil halten (das Wappen der Metzgerzunft, das an den Eigentümer des Hauses im Zeitraum von 1668 bis 1750 erinnert). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde ein rückwärtiger Trakt an das Gebäude angebaut und annähernd ein Jahrhundert später auch noch ein Flügel im Hof.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ein Abbruch des Hauses erwogen, der sich dann sogar „vorauseilend“ in der Publikation Zmizelá Plzeň [Das verschwundene Pilsen] aus dem Jahr 1917 niederschlägt. Schließlich kam es aber dazu, dass es das einzige in dem Buch erwähnte Bauwerk ist, das immer noch existiert. Das Haus diente als Wohnhaus, im Erdgeschoss befanden sich Ladengeschäfte und vor der Entstehung der selbständigen Tschechoslowakischen Republik auch ein Restaurant mit dem Namen Port Arthur.
Zwischen dem Jahr 1918, als das Objekt nach zeitgenössischen Aufzeichnungen bereits stark vernachlässigt war, und der Generalsanierung zu Beginn der 1970er Jahre fanden nur die unerlässlichen Gelegenheitsreparaturen und Umbauten statt, die mit der ständigen Verwendung des Erdgeschosses des Hauses als Ladengeschäft zusammenhingen. n den 1960er Jahren galt der Zustand des Hauses als baufällig. Im Zusammenhang mit der Entscheidung aus dem Jahr 1965, das benachbarte Gebäude der sogenannten Fleischbänke als Ausstellungsraum der Westböhmischen Galerie einer Generalsanierung zu unterziehen, bot sich die Möglichkeit an, das Haus als technisches Hinterland der Galerie zu nutzen. Es kam zu einer Umsetzung der Mieter und im Jahr 1967 entstand im Staatlichen Institut für die Rekonstruktion von denkmalgeschützten Stadtensembles und Objekten in Prag (SÚRPMO) eine Studie zur Generalsanierung, deren Planung von dem Architekten František Matějovič erarbeitet wurde. Die Sanierung bewahrte den Gesamtcharakter des Bauwerks und einige wertvolle Konstruktionselemente, die außerordentlich wertvollen Fachwerkgiebel wurden einer Reparatur unterzogen, zur Straße hin wurde die durchlaufende Attika beseitigt und dabei wurde der Torso eines gotischen Eingangsportals gefunden und sichtbar gemacht. Im Hof wurde ein von Jiří Švengsbír entworfener Brunnen aufgestellt. Im Jahr 1975 wurden in dem sanierten Gebäude einige Arbeitsräume der Galerie untergebracht und anschließend zog auch die Verwaltung der Galerie hierher um, die bis dahin ihren Sitz im Westböhmischen Museum hatte. Heute sind in dem Gebäude das Depot und die Konservatorenwerkstatt der Galerie untergebracht.

Ausstellungsraum Fleischbänke, Prager Gasse Nr. 18/353

Das Gebäude der mittelalterlichen Fleischmarkthalle wurde im Jahr 1392 an der Stelle eines ehemaligen Zwingers der Stadtbefestigung errichtet. Heute bildet der Umriss seiner Fassade mit den malerischen Zinnen eine charakteristische Dominante des unteren Teils der Prager Gasse und der Křižík-Gärten. Als eines der wenigen Bauwerke dieses Typs hat es sich aus der gotischen Zeit seinen länglichen Grundriss und einige Partien des Mauerwerks erhalten, der neogotische Umbau im Jahr 1856 schuf durch die Erhöhung des Mittelteils eine Silhouette von basilikaler Disposition (die Seitenschiffe werden in Wirklichkeit von den einzelnen an die langgezogene Baumasse des Gebäudes anschließenden kleinen Läden gebildet), beim Haupteingang an der Ostseite wurde eine neogotisch gegliederte Mauer mit einem Tor errichtet, die Fassade wurde mit einer Rosette, einem Bogenfries und schlanken, langgezogenen Zinnen versehen. Das Gebäude diente seinem ursprünglichen Zweck als Markthalle mindestens bis zum Zweiten Weltkrieg, danach wurde es als Lagerhalle genutzt. Die ganze Zeit unterlag es jedoch einem unaufhaltsamen Verfall, und deshalb begann man in den Nachkriegsjahren ernsthaft über seinen Abriss nachzudenken. Im Jahr 1962 wurde der Abrissbescheid erlassen. Das Verschwinden des Bauwerks wurde dann abgewendet durch die Entscheidung aus dem Jahr 1965, das Gebäude als Ausstellungsraum der Westböhmischen Galerie in Pilsen zu nutzen. Im darauf folgenden Jahr wurde von dem Architekten František Matějovič vom Staatlichen Institut für die Rekonstruktion von denkmalgeschützten Stadtensembles und Objekten in Prag (SÚRPMO) ein Projekt für die Generalsanierung erarbeitet. Die Untersuchungen, die Leitung des gesamten Baus und die Rolle des Investors übernahm das Kreiszentrum für staatliche Denkmalspflege und Naturschutz in Pilsen (dem entspricht heute das Nationale Denkmalinstitut, regionale Fachstelle in Pilsen). Die Generalsanierung fand in den Jahren 1967 bis 1971 statt und im März 1972 wurde hier der neue Ausstellungsraum Fleischbänke der Westböhmischen Galerie in Pilsen eröffnet, der in seiner Disposition und der Organisation des Innenraums in der Tschechischen Republik etwas Einmaliges darstellt. Im Geist der damaligen Anschauungen arbeitete die Raumkonzeption mit einem multifunktionalen Kulturbetrieb, was sich in der Lösung des Mittelschiffs als intimer Konzertsaal niederschlug.
Die Generalsanierung respektierte, typisch für das Ende der 1960er Jahre, die historischen Konstruktionen und Details, gleichzeitig jedoch kam es zu einer Beseitigung der neogotischen Umbauten aus dem 19. Jahrhundert, die zu jener Zeit nicht als wertvoll angesehen wurden. Das gotische Aussehen der Fassade wurde puristisch „in Ordnung“ gebracht, von den gliedernden und dekorativen Elementen blieben nur die malerischen Zinnen an den Giebeln erhalten und das Objekt wurde durch den Zubau der Seitenschiffe mit ihrer Oberlichtbeleuchtung ergänzt. Die Querwände im Innenraum, die die ursprünglichen kleinen Läden von dem Zentralraum trennten, wurden durch verglaste Durchblicke ersetzt, die zugleich als Vitrinen dienen. Die Generalsanierung stellte in ihrer Gesamtlösung ein kultiviertes Projekt von hoher architektonischer Qualität dar. In den 1990er Jahren kam es zu einer Instandsetzung des Bauwerks, die diese ursprüngliche Lösung teilweise störte.
Im Jahr 2009 fand, parallel zu der Umgestaltung des Ausstellungsraums „13“, auch eine Umgestaltung des Innenraums der Fleischbänke nach einem Projekt des Architekten Roman Koucký statt, das den Raum im Hinblick auf die Bewegung des Besuchers durch Unterstreichung seiner symmetrischen dreischiffigen Disposition vereinheitlichte und seinen lichtdurchfluteten Charakter durch das Konzept einer „großen weißen Galerie“ im Kontrast zu der „intimen schwarzen Galerie“ des Ausstellungsraums „13“ unterstrich. An Stelle der ehemaligen Garderobe entstand in diesem Zusammenhang ein Museumsshop.
Der Ausstellungsaum Fleischbänke wird gleichzeitig auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt, unter denen die regelmäßig stattfindenden Sonntagsmatineen eine lange Tradition haben, hier finden aber gelegentlich auch gesellschaftliche Veranstaltungen statt, der Raum wird auch für Hochzeitsfeiern genutzt.