Pilsner Madonna stellt das künstlerisch kostbarste und seit Jahrhunderten adorierteste Kunstwerk in Pilsen dar. Die einzigartige Pläner-Statue aus der ersten Hälfte 1380er Jahre wurde vom Ordner der Deutschen Ritter, die die Pfarrkirche des Heiligen Bartholomäus verwaltet hatten, bei dem Prager Domhüttenwerk für den eben fertigen Chor der damals entstehenden Stadtkirche bestellt. Seitdem befindet sich die Statue an derselben Stelle. Die Ausstellung präsentiert dieses international bedeutsame Denkmal in breiten religiösen und kulturhistorischen Zusammenhängen als eines der Urbilder der sogenannten schönen Madonnen und eines der frühesten Beispiele des schönen Stils, einer Variante der internationalen Gotik des späten 14. Jahrhunderts.
Der schöne Stil entstand im Umfeld des Prager Domhüttenwerks von Peter Parler, und zwar in der engen Verbindung mit der religiösen, politischen und kulturellen Situation gegen Ende der Herrschaft von Karl IV. und am Anfang der Herrschaft von Wenzel IV. Die Pilsener Madonna wurde vor 1384 in Prag direkt für die St.- Bartholomäus-Kirche in Pilsen bestellt, wo sie auf dem Hauptaltar bis heute verehrt wird. Neben der außerordentlichen künstlerischen Qualität ist für sie typisch, dass sie kurz nach der Entstehung zur Inspirationsquelle für andere Varianten, Repliken oder Devotionskopien wurde, die seit Anfang des 15. Jahrhunderts erstellt wurden. Bereits nach den Hussitenkriegen wurde sie als Palladium der Stadt Pilsen betrachtet und ihr Kult wurde weiterhin intensiv entwickelt; in der Barockzeit wird sie zur Thaumaturga – zur Wunderstatue und die vergoldete Kopie wurde auf die Spitze der marianischen Pestsäule am Pilsener Marktplatz im Jahr 1681 als Dank für die Verschonung und Schutz vor der Pestepidemie gestellt. Die Verehrung der Pilsener Madonna verschwand nicht einmal während der Zeit der totalitären Unterdrückung des religiösen Glaubens und Kultes und zurzeit kommt es zu einer lebhaften Erneuerung dieser Verehrung. Pilsener Madonna ist die wichtigste Schutzheilige der Pilsener Diözese und zugleich auch Patronin der Stadt Pilsen.
Die Ausstellung wird in der Zusammenarbeit von mehreren Fachinstitutionen vorbereitet und im Rahmen der Präsentation werden breite Zusammenhänge der Entstehung von Madonna in dem geistlichen Umfeld des königlichen und erzbischöflichen Hofes in Prag und des intellektuellen Kreises der Prager Universität beobachtet. Ihr Kult und ihre Reflexion werden dann sowohl in den Grenzen als auch außerhalb des Böhmischen Königreiches vorgestellt. Die Ausstellung fokussiert zugleich auf das sogenannte zweite Leben der Pilsener Madonna, auf Spezifika der Verehrung dieser marianischen Figur und ihre Darstellungen in der bildenden Kunst. In einem selbständigen Abteil wird die Entstehung des schönen Stils als einer komplexen Form der bildenden Kunst im Umfeld des kulturellen und geistlichen Prager Kreises des dritten Viertels des 14. Jahrhunderts vorgestellt. Weiter werden ihre Varianten im Kult und in der Komposition aus späteren Epochen präsentiert, wobei es vor allem auf die im 15. Jahrhundert entstandenen Werke fokussiert wird. Der Kult um die Pilsener Madonna der Barock- und Neuzeit wird mittels der lokalen Reflexionen in der bildenden Kunst vorgestellt. Es wird sogar das Prozessionsbanner mit der Abbildung des heiligen Wenzels und der Pilsener Madonna präsentiert, unter dem die vom Prager Erzbischof Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg eingeladenen Bürger im Oktav des Festes des heiligen Wenzel, das heißt am 5. Oktober 1672, zum Grab dieses Heiligen im St.-Veits-Dom pilgerten.
Die Bedeutung und die Einzigartigkeit der Ausstellung werden durch die Anwesenheit des Originals der Statue betont, das bis jetzt nur aus einer großen Entfernung auf dem Hauptaltar des St.-Bartholomäus-Doms in Pilsen wahrgenommen werden konnte.
Zu der Ausstellung wird eine kollektive Monografie herausgegeben, in der die Ergebnisse der intensiven interdisziplinären Forschung eines breiten Expertenteams zusammengefasst werden, und zwar in der Form, die nicht nur die Experten, sondern auch die breite Kulturöffentlichkeit fesseln wird.
Kooperation: Institut für Geschichte der christlichen Kunst der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität Prag, Institut der Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik
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