Otto Gutfreund – Bildhauer

23/06/2017 bis 17/09/2017
Ausstellungssaal „13“
Autor: 
Alena Pomajzlová
Kurátor: 
Petra Kočová

Bildhauer Otto Gutfreund (1889-1927) zählt zu den bedeutendsten europäischen Künstlern des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen teilt sich in zwei Etappen, die sich in den Formalprinzipien sowie im gesellschaftlichen Anklang unterscheiden. Die erste Etappe fällt in die zehner Jahre des 20. Jahrhunderts, wo er aufgrund der Kubismus-Prinzipien eine neue Raumbildung der Statue löste. Die zweite, zivilistische Etappe gehört zu den modernen Realismen der zwanziger Jahre und im Vergleich zur individualistischen Moderne der Vorkriegszeit erweitert sie sich um öffentliche Aufträge. An diese traditionelle Stilbegrenzung hält sich doch die gegenwärtige Ausstellung nicht, sie will im Gegenteil beide getrennten Bereiche miteinander verbinden. Sie konzentriert sich auf drei Hauptaufgaben der Bildhauerei – auf Relief, Figur und Porträt/Kopf – und auf Zeichnungen, die mit den ausgewählten Werken zusammenhängen. Die Absicht ist dabei, über die äußere Unterschiedlichkeit von Gutfreunds Werken auf die Kontinuität seines Schaffens hinzuweisen.

1. Relief

Relief ist eine spezifische Bildhaueraufgabe, die sich mit seinem Charakter einem Bild oder einer Zeichnung nähert. Es handelt sich um „eine Statue in der Fläche“. Gutfreund lehnte von Anfang an das Abbild der Realität ab, er setzte Vergeistlichung und Entmaterialisierung der Plastik durch, wozu das Relief den ersten Schritt vorstellte.
Nach Den Ziegelmachern aus dem Jahre 1911 kommt es zur deutlichen Dynamisierung der abstrahierten Formen, die im Relief Konzert (1912-13) gipfelt. Gleicherweise konzipierte er ebenso Zeichnungen aus derselben Zeit. Zum Relief kehrt er in den zwanziger Jahren im Zusammenhang mit den offiziellen Aufträgen zurück, er legt in diesen Aufträgen doch größeren Nachdruck auf Mitteilsamkeit und Verzieren. Thematisch orientiert er sich auf Alltagsleben und Arbeit, was schon Die Ziegelmacher vorzeichneten. In den Vorbereitungszeichnungen lässt man den Weg zur definitiven Gestalt dieser Arbeiten folgen.

2. Figur

Gutfreund begann bald, sich von der klassischen Tradition der Figurendarstellung zu befreien. Zuerst deformierte er die Plastik in expressiver Weise, später brach er die Oberfläche mit scharfen Einschnitten und hervortretenden Kanten dynamisch durch. Anschließend öffnete er die Figur in den Raum, ihr Volumen bildete er mit der gedachten Bewegung der Flächen. Die äußerste Gestalt dieses Verfahrens stellt die hölzerne Plastik Sitzende Frau (1916) dar, dieses neue Strukturprinzip finden wir ebenso in einer Serie
der Zeichnungen. Gutfreund verlässt nicht in den zwanziger Jahren die geometrische Auffassung der Plastiken, bei den zivilistischen Plastiken (vor allem in den Studien) können wir die Verbindung von einfachen Formen (Kegel, Zylinder, Kugel) bemerken.
Zu einer klareren Geometrie schreitet Gutfreund ganz zum Abschluss seiner vorzeitig abgeschlossenen schöpferischen Tätigkeit (Sitzende Frau II, 1927).

3. Portrait / Kopf

Aufs Porträt orientierte sich Gutfreund am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit
und kehrt zu ihm im Schaffen der zwanziger Jahre mit neuer Intensität zurück.
Im Zwischenraum der Jahre 1912-15 verschiebt er es kurz und beschäftigt sich im Allgemeinen mit dem Thema des Kopfes. Er geht von der Zusammensetzung der Fragmente aus, von welcher er – ähnlich wie bei der Figur – eine abstrahierte Konstruktion von den durcheinander dringenden Flächengebilden (Kopf mit dem Hut, 1913-14) ableitet. Die Kompositionslösung suchte er ebenso in einer Serie der Zeichnungen, in denen er geometrische, ein Gesicht zusammensetzende Fragmente schichtete. Mit Vereinfachung der Formen und Orientierung auf die Fläche gelangt er
bis zu den beachtenswerten „minimalistischen“ Linearzeichnungen, die die äußerste Reduktion oder Abstraktion des gewählten Themas bilden.

Die Ausstellung wurde zum 90. Todestag von Otto Gutfreund vorbereitet. (Am 2. Juni 1927 ertrank er im Alter von 37 Jahren in der Moldau unter ungeklärten Umständen)

Der Partner der Ausstellung ist die Nationalgalerie Prag.

Wir bedanken uns: